Freitag, 18. Oktober 2013

Ein eindrucksvolles Erlebnis

Heute möchte ich über ein Erlebnis berichten, das mir in den letzten Tagen widerfuhr und mich sehr nachdenklich zurückgelassen hat.

Ich wollte am Geldautomaten der Bank Geld für die Wochenendeinkäufe abheben. Am linken Automat war eine junge Frau beschäftigt, in der Mitte ein Paar, wohl ein Ehepaar. Die Frau bediente den Automaten, der Mann stand etwas versetzt hinter ihr. Der rechte Automat war frei und ich steckte meine Karte ein, legte mein Portemonnaie auf die linke Plastikabdeckung der Tastatur und begann, meine Pin-Nummer einzutippen. Aus den Augenwinkeln sah ich links von mir eine Hand auftauchen die mein Portemonnaie berührte. Wütend hielt ich die Börse fest, drehte mich bltzschnell und giftete den Mann, der in meine Privatzone eingedrungen war, heftig an. Ganz aufgeregt rief seine Frau "Alzheimer-Demenz", weil sie von mir möglicherweise eine Tätlichkeit befürchtete.

Ihr Ruf und auch der verständnislose Blick des Mannes, den ich mit wütenden Augen beschimpft hatte, erklärten natürlich die Situation und ich beruhigte mich schnell. Nach dem Abheben meines Geldbetrags ging ich zum Drucker, um den Kontostand abzufragen. Das Paar ging zum nächsten Drucker - aus dem gleichen Grund. Die Frau weinte dabei herzerweichend.

Als Krankenpfleger habe ich viele demente und verwirrte Menschen betreut. Das war aber in einer Ausnahmesituation in einer Klinik.

Erst hier, durch die Tränen dieser Frau, wurde mir so richtig bewusst, was Demenz für den Partner der dementen Person bedeutet: Eine Liebesbeziehung, eine Ehe, ist nicht mehr das, was sie einmal war! Die Grundlage der Beziehung ist nicht mehr, an deren Stelle tritt der Wunsch, die Verpflichtung - oder beides - trotzdem beim Partner zu bleiben und ihn zu betreuen. Das ist natürlich eine sehr belastende Situation und ich konnte die Gefühle dieser Frau und ihre Tränen nach diesem Eklat sehr gut nachempfinden.

Ich sprach sie an und versuchte ihr zu erklären, dass mir meine harrsche Reaktion leid täte, ich aber auch nichts von der Beeinträchtigung ihres Mannes bemerkt oder gewusst hätte. Sie möge bitte auch Verständnis für mich und meine Reaktion haben, als urplötzlich eine Hand sich auf meine Geldbörse legte - ich konnte sie aber nicht trösten.

Dieses Erlebnis hat mich doch nachhaltig beeindruckt und geht mir nicht aus dem Kopf!

Bei dieser Gelegenheit möchte ich auf die Arbeit von Pastor im Ruhestand Armin Reitz hinweisen, der sich stark für die Menschen engagiert, die sich um demente Personen kümmern und denen vielerlei Hilfe anbietet. Darüber ist in mehreren älteren Beiträgen dieses Blogs berichtet worden.

Demenz ist keine "moderne" Erkrankung. Dadurch, dass die Menschen aber immer älter werden, tritt sie aber zunehmend in den Blickwinkel der Öffentlichkeit. Die Bevölkerungssituation in Deutschland ändert sich gegenwärtig rapide. Eine große Anzahl alter Menschen und eine deutlich geringere Anzahl jüngerer Menschen führt zu einem deutlichen Anstieg des Durchschnittsalters der Bevölkerung. Alterskrankheiten, wie die Demenz, werden in Zukunft noch wesentlich häufiger als heutzutage auftreten.

Hier setzen sich neuerdings ehrenamtliche "Seniorenbegleiter" ein - nicht nur, aber eben auch bei dementen Personen.

Der Wiesmoorer "Generationenverein" hat sich dieser Problematik angenommen und bietet einen Seniorenbegleiter/innenkurs an, in dem wesentliche Grundlagen für den Umgang mit alten und teilweise oder stärker beeinträchtigten Personen vermittelt wird.

Der Zuspruch auf das Angebot ist bisher noch zurückhaltend und ich hoffe, diese wichtige Sache, die uns alle in der Zukunft ja auch betreffen könnte, zu unterstützen.


Wiesmoorer Generationen e.V.
Der Anteil alter Menschen in der Bevölkerung nimmt zu. Viele von ihnen leben alleine. Sie wissen ihre Eigenständigkeit zu schätzen, sind aber doch auf Unterstützung angewiesen. Nicht immer können Angehörige diese Aufgaben übernehmen. Hier haben ehrenamtliche Seniorenbegleiter/innen eine wichtige Funktion und sie finden zudem eine bereichernde Aufgabe. Um Ihnen für die Besuche, Begleitung und Beratung älterer Menschen Sicherheit und Handwerkszeug zu vermitteln, bieten wir Ihnen eine Fortbildung zur freiwilligen Seniorenbegleitung an. Vielleicht wäre das auch etwas für Sie.
Diese Qualifizierungsmaßnahme organisiert der Generationenverein Wiesmoor
in Zusammenarbeit mit der Kreisvolkshochschule.
Sie findet statt in den Räumen der Grundschule am Ottermeer in Wiesmoor.
Für die Teilnehmer/innen entstehen keine Kosten.
Gerne stehen wir ihnen für Rückfragen z. Verfügung.
Ansprechpartnerin: Manuela Stadtlander-Lüschen, Tel: 04944 1796
                                  stadtlander@t-online.de
Sie erreichen uns auch im Generationenbüro im Rathaus Zimmer 104 (donnerstags von 14.-16.00 Uhr) unter der Nummer 04944 305 104.
Darüber hinaus ist der Generationenverein über das Mobiltelefon unter der Nummer 01628486188 zu erreichen.

Planung der Qualifizierungsmaßnahme
Inhalte
Termine/ Uhrzeit
Dozenten
Organisatorisches,
Kursbeginn, Kennenlernen, Motive und Erwartungen
26.10.13
9:00 – 12:15 (4 Ustd.)
Fr. Herber-Budde/ Team
Grundlagen der Kommunikation
29.10.13
16:00 – 19:15 (3 Ustd.)
Fr. Herber-Budde
Wohnen und Leben im Alter
02.11.13
9:00 -12:15 (4 Ustd.)
Hr. Mieth
Grundlagen der Pflegeversicherung
05.11.13
16:00 – 19:00 (3 Ustd)
Fr. Herber-Budde
Rechtliche Grundlagen Vorsorgevollmacht, Rechtsfragen
09.11.13
9:00 – 12:15 (4 Ustd.)

Fr. Herber-Budde
Rechtliche Grundlagen Betreuungs- und  Patientenverfügung, Rechtsfragen
12.11.13
16:00 – 19:00 (3 Ust.)

Fr. Herber-Budde
Erste Hilfe
16.11.13
14:00 – 19:00 (6 Ustd.)
Fr. Herber-Budde
Ernährung und Hygiene
19.11.13
16:00 – 19:00 (3 Ustd.)
Fr. Herber-Budde
Demenz
23.11.13
15:00 – 18:00 (3 Ustd.)

Fr. Herber-Budde
Demenz: Kommunikationsgrundlagen
26.11.13
16:00 – 19:00 (3 Ustd.)

Fr. Herber-Budde
Ernährung bei Demenz
30.11.13
14:00 – 17:00 (3 Ustd.)
Fr. Herber-Budde
Alterstypische Erkrankungen
03.12.13
16:00 – 19:00 (3 Ustd.)
Fr. Herber-Budde
Alterstypische Erkrankungen
10.12.13
16:00 – 19:00 (3 Ustd.)
Fr. Herber-Budde
Umgang mit Tod und Sterben
11.01.14
9:00 – 12:15 (4 Ustd.)
Hr. Reitz
Begleitung der Senioren
Beschäftigungsmöglichkeiten mit einzelnen Menschen und Gruppen
Ansätze der Biografiearbeit
14.01.14
16:00 – 19:00 (3 Ustd.)
Fr. Wiemers
Begleitung der Senioren
Beschäftigungsmöglichkeiten mit einzelnen Menschen und Gruppen
Aktivierungsmethoden
18.01.14
9:00 – 12:15 (4 Ust.)
Fr. Wiemers
Reflexion der Qualifizierung, Zusammenfassung der Inhalte
21.01.14
16:00 – 19:00 ( 3 Ust.)
Fr. Herber-Budde



Praktikumsphase
22.01.14  (20 Stunden)
In entsprechenden Einrichtungen
Reflektion
Zertifikatvergabe
25.02.14
16:00 – 19:00 (3 Ust.)
Fr. Herber-Budde/ Team

Die Teilnehmerzahl ist begrenzt, Sie werden entsprechend des Eingangs Ihrer Anmeldung berücksichtigt.
Wir vom Generationenverein freuen uns, dass wir dieses Angebot für Sie organisieren konnten und freuen uns auf die Begegnungen.

Mit freundlichen Grüßen, Manuela Stadtlander-Lüschen

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